„Oops, das wollt ich nicht“ – nun ist’s geschehen: Georg Schwikart tritt aus der katholischen Kirche aus – und in die evangelische ein. Damit zieht er Konsequenzen aus den Querelen, die ihm die katholische Kirche wegen eines Ökumene(!)-Buches gemacht hat, das er mit mir zusammen für den Pattloch-Verlag geschrieben hat („Evangelisch?“ – Never! / „Katholisch?“ Never!, 2010), ein munterer Schlagabtausch zwischen zwei Brüdern im Geiste. Jeder von uns vertritt darin wacker seine eigene Konfession, benennt aber deren Schwachstellen; am Ende schließen wir uns ökumenisch in die Arme und plädieren dafür, den konfessionellen Unterschied nicht überzubewerten. Im Buch und auf Lesungen, die wir gehalten haben, brillierte Georg Schwikart als selbstkritischer rheinischer Herzenskatholik. Seine Heimatkirche – in personam Kardinal Meisner – verweigerte ihm Ende letzten Jahres die Diakonenweihe. Ein Schlag ins Gesicht und in die Katholikenseele Schwikarts. Seine Konversion ist Endpunkt langer und heftiger innerer
Kämpfe. (Mehr zum Hintergrund heute im Generalanzeiger.)
In das „Herzlich willkommen“, das ich Georg Schwikart als Protestant entgegen rufe, mischt sich Enttäuschung darüber, dass die katholische Kirche noch autoritärer, unbelehrbarer, desolater und verletzender ist, als wir uns in unserem Buch getraut hätten zu schreiben. Seit Reformationszeiten hat sich wahrlich wenig verändert: Der katholischen Kirche geht es nicht um den Glauben, sondern allein um Macht. Um sie zu stützen, greift sie bis heute zum Instrument der Inquisition. Georg Schwikart hat es erlebt. Wie gut, dass es keine Scheiterhaufen mehr gibt.
Also wünsche ich Georg Schwikart, dass er die „Freiheit eines Christenmenschen“, von der er – in katholischer Spielart – beseelt ist, in der evangelischen Kirche leben kann und sich beheimatet fühlt im evangelischen „corpus permixtum“, diesem bunten Miteinander von Sündern und Heiligen. Katholisch? Never more!
Die ZEIT zu Georg Schwikart